David Kutz
Das Discounted-Cash-Flow-Verfahren bezeichnet eine bewährte Methode zur Wertermittlung eines Unternehmens. Es kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn ein Unternehmensverkauf angestrebt wird.
Denn bei einem Unternehmensverkauf ist es – sowohl für den Verkäufer als auch für den Käufer – immer ein zentrales Anliegen, einen Preis zu erzielen, der dem Unternehmenswert angemessen ist. Doch was ist der „richtige“ Unternehmenswert? Der Wert eines Unternehmens lässt sich meist mithilfe geeigneter Verfahren zur Unternehmensbewertung feststellen.
Eine verbreitete Methode hierfür ist das sogenannte Discounted-Cash-Flow-Verfahren – kurz DCF-Verfahren. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte über dieses Verfahren. Nachfolgend beantwortet unser erfahrener M&A-Analyst die häufigsten Fragen zum Thema: Was ist die DCF-Methode? Welche Varianten des Discounted-Cash-Flow-Verfahrens gibt es? Wann wird der Equity-Ansatz und wann der Entity-Ansatz eingesetzt? Lesen Sie weiter!
Das Discounted-Cash-Flow-Verfahren ist ein investitionstheoretisches Verfahren und stellt eine Möglichkeit dar, um den Wert eines Unternehmens zu ermitteln. „Discounted Cash Flow” - kurz auch DCF - bedeutet übersetzt „abgezinster Zahlungsstrom”.
Demnach werden beim DCF-Verfahren zunächst erwartete künftige Zahlungsüberschüsse auf ihren Gegenwartswert abgezinst bzw. diskontiert. Anschließend werden die ermittelten Werte aufsummiert, um schlussendlich den gegenwärtigen Unternehmenswert, den sogenannten Kapitalwert oder Barwert (engl. present value), zu bestimmen.
Bei der Discounted-Cashflow-Methode unterscheidet man zwischen zwei Varianten:
Im Rahmen der Entity-Methode spielen drei verschiedene Zinskonzepte eine Rolle:
WACC-Ansatz
TCF-Ansatz
APV-Ansatz
Das DCF-Verfahren ist vor allem im angelsächsischen Raum schon länger verbreitet, während in Deutschland traditionell eher das Ertragswertverfahren bevorzugt wurde. Beide Methoden weisen jedoch viele Gemeinsamkeiten auf.
Inzwischen setzt sich das DCF-Verfahren in Deutschland immer mehr durch. Das hängt u.a. mit der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmensverkäufen zusammen. Das renommierte Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) erkennt mit dem IDW Standard S1 das DCF-Verfahren ca. seit dem Jahr 2000 gleichberechtigt neben dem Ertragswertverfahren als Bewertungsmethode an. Das ist de facto „die Lizenz” zur Anwendung in Deutschland.
Drei wesentliche Schwierigkeiten bei der Verwendung des DCF-Verfahrens sind:
Die Schätzung der genauen künftigen Zahlungsüberschüsse Die Einbeziehung der (künftigen) Steuerbelastung Die Bestimmung des Zinssatzes, der zur Abzinsung der künftigen Zahlungsüberschüsse verwendet wird. In diesem Beitrags gehen wir auf diese drei Punkte ein, um Ihnen die Anwendung des DCF-Verfahrens zu erleichtern und eventuelle Unklarheiten zu beseitigen.
Im Rahmen der Methoden zur Unternehmensbewertung unterscheidet man zwischen:
Gesamtbewertungs-Verfahren Einzelbewertungs-Verfahren Mischverfahren Das DCF-Verfahren und seine verschiedenen Berechnungsansätze zählen dabei zu den Gesamtbewertungsverfahren.
Hier wird das Unternehmen nicht als Summe der einzelnen Wirtschaftsgüter, sondern vielmehr als eine gesamte Bewertungseinheit beurteilt. Abgeleitet wird der Unternehmenswert demnach aus der zukünftigen Ertragskraft des Unternehmens.
Da sich das DCF-Verfahren vor allem auf die künftige Entwicklung der Unternehmenserträge bezieht, lässt es sich innerhalb der Gesamtbewertungsverfahren in die Zukunftserfolgswertverfahren einordnen.
Neben dem DCF-Verfahren gehört auch das Ertragswertverfahren zu den kapitalwertorientierten Gesamtbewertungsverfahren. Beiden Methoden gemeinsam ist der Grundgedanke, dass für den Wert eines Unternehmens nicht die heute vorhandene Unternehmenssubstanz zählt, sondern die künftigen Vorteile, die Anteilseigentümer aus ihrer Eigentümerstellung erwarten können.
Ein Unternehmen ist demnach so viel wert, wie viel diese Vorteile aus heutiger Sicht wert sind.
Während beim Ertragswertverfahren die künftigen Gewinne zugrunde gelegt werden, sind es beim DCF-Verfahren die künftigen Zahlungsüberschüsse (Zahlungsüberschuss = engl. Cash Flow). Beide Größen sind nicht unbedingt deckungsgleich und stimmen auch periodisch nicht notwendigerweise überein.
Um den heutigen Wert zu ermitteln, werden in beiden Verfahren die künftigen Vorteile abgezinst bzw. diskontiert – beim DCF-Verfahren als Discounted Cash Flow – und aufsummiert.
Was ist der Vorteil vom Discounted-Cashflow-Verfahren?
Investitionstheoretisch ist das DCF-Verfahren die „sauberere” Methode, weil für Investoren letztlich die Zahlungsrückflüsse aus Investments zählen, nicht die Erträge. Der Cashflow ist außerdem bilanzpolitischen Manipulationen nicht so zugänglich wie der bilanzielle Gewinn. Er besitzt insofern die größere Objektivität.
Um zum Unternehmenswert zu gelangen, gibt es beim DCF-Verfahren zwei Vorgehensweisen:
Bruttokapitalisierung (Entity-Methode) Nettokapitalisierung (Equity-Methode) Die beiden Methoden lassen sich vor allem dadurch differenzieren, dass sie, um den Wert des Eigenkapitals zu bestimmen, Eigen- und Fremdkapitalunterschiede steuerlich unterschiedlich behandeln.
Die Entity-Methode (Bruttokapitalisierung) im Discounted-Cashflow-Verfahren
Bei der Entity-Methode wird zunächst der gesamte Unternehmenswert ermittelt. Anschließend wird der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen. Übrig bleibt der Marktwert des Eigenkapitals, der „eigentliche”, für Eigentümer interessante Unternehmenswert.
Basis der Berechnung ist der Free Cash Flow. Dabei handelt es sich – vereinfacht – um den periodischen Zahlungsüberschuss aus operativer Unternehmenstätigkeit zzgl. Zinsen abzgl. Ausgaben für Investitionen.
Die Equity-Methode (Nettokapitalisierung) im Discounted-Cashflow-Verfahren
Die Equity-Methode besteht im Prinzip aus nur einem Schritt. Bei dem zugrunde gelegten Cash Flow sind die Zinsen für Kredite bereits abgezogen. Es werden nur die Zahlungsüberschüsse berücksichtigt, über die Eigentümer verfügen können. Dementsprechend zeigt der ermittelte Unternehmenswert automatisch den Marktwert des Eigenkapitals an.
Ob Entity- oder Equity-Methode, die Herausforderung besteht bei beiden Vorgehensweisen darin, künftige (Free) Cash Flows zutreffend einzuschätzen. Das erfolgt mit entsprechenden Planungsrechnungen, die naturgemäß mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet sind.
Was bedeutet Abzinsung bei der Unternehmensbewertung mittels DCF? Der gewählte Zinssatz für die Diskontierung hat erheblichen Einfluss auf den Unternehmenswert. Je höher der angesetzte Zins ist, desto geringer ist der Unternehmenswert und umgekehrt. Die korrekte Abzinsung ist daher ein wichtige Aufgabe.
Bei der Equity-Methode/Nettokapitalisierung erfolgt die Abzinsung per se mit den Eigenkapitalkosten. Hinter diesen steht letztlich der Opportunitätskosten-Gedanke ergänzt um eine Prämie für das übernommene Risiko.
Im Rahmen der Entity-Methode/Bruttokapitalisierung finden drei Zinskonzepte Anwendung:
Beim WACC-Ansatz (WACC = Weighted Average Cost of Capital) wird der Zinssatz auf Basis der gewichteten, durchschnittlichen Kapitalkosten – entsprechend den Anteilen von Eigen- und Fremdkapital – gebildet. Die Eigenkapitalkosten werden dabei mit Hilfe des Capital Asset Pricing Models (CAPM) aus der Finanztheorie bestimmt. Die steuerliche Begünstigung der Fremdfinanzierung (steuerliche Abzugsfähigkeit der Zinsen) wird im Rahmen eines Korrekturfaktors bei den Fremdkapitalkosten berücksichtigt.
Der TCF-Ansatz (TCF = Total Cash Flow) entspricht im Wesentlichen dem WACC-Ansatz. Der Unterschied liegt in der Steuerberücksichtigung. Die Steuerbegünstigung des Fremdkapitals fließt hier in die Berechnung des Free Cash Flow ein. Dadurch erübrigt sich der Korrekturfaktor bei den Fremdkapitalkosten.
Beim APV-Ansatz (APV = Adjusted Present Value) wird der Unternehmenswert zunächst unter der fiktiven Annahme einer reinen Eigenfinanzierung ermittelt. Der Free Cash Flow wird dabei mit den Eigenkapitalkosten abdiskontiert. Dem so berechneten Wert wird der Effekt der Steuerbegünstigung des Fremdkapitals hinzugerechnet und der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen.
Neben der Anwendung des DCF-Verfahrens kann es sinnvoll sein, zusätzlich weitere Unternehmensbewertungen mit anderen Verfahren durchzuführen, um den Unternehmenswert auf eine breitere Basis zu stellen. Hierfür kommen grundsätzlich das Vergleichswert- bzw. Multiplikatorverfahren und/oder das Substanzwertverfahren in Betracht.
Das Vergleichswert- bzw. Multiplikatorverfahren ist ein marktwertorientiertes Gesamtbewertungsverfahren. Der Unternehmenswert kann hier auf zwei unterschiedliche Arten ermittelt werden. Er wird entweder aus den Marktpreisen vergleichbarer, börsennotierter Unternehmen abgeleitet oder aber auf Grundlage der Preise, welche bei Transaktionen mit vergleichbaren Unternehmen stattfinden, ermittelt.
Das Substanzwertverfahren gehört im Gegensatz zu allen bisher genannten Bewertungsmethoden zu den Einzelbewertungsverfahren, da hierbei die aktuellen Marktwerte der einzelnen Unternehmensgegenstände betrachtet werden. Bewertet werden demnach alle materiellen Vermögensgegenstände, also die Substanz des Unternehmens.
Sobald Sie sich entschließen, Ihr Unternehmen zu verkaufen, stellt die Unternehmensbewertung einen ersten, wichtigen Schritt dar. Zur Ermittlung des Unternehmenswertes gibt es verschiedene Methoden. Eine dieser Methoden ist das DCF-Verfahren. Durch die Internationalisierung gewinnt dieses Verfahren zunehmend an Bedeutung und löst so nach und nach das altbewährte Ertragswertverfahren ab.
Im Rahmen des DCF-Verfahrens zur Unternehmensbewertung unterscheidet man zwei Vorgehensweisen, die Entity- und die Equity-Methode. Abgrenzen lassen sich diese beide Ansätze vor allem dadurch, dass sie mit Differenzen zwischen Eigen- und Fremdkapital steuerlich unterschiedlich umgehen. Im Zusammenhang damit ist es wichtig, die verschiedenen Konzepte zur Abzinsung zu kennen und zu wissen, wieso das korrekte Abzinsen bei der Unternehmensbewertung eine große Rolle spielt. Niedrige Zinsen wirken sich nämlich positiv auf den Unternehmenswert aus.
Neben dem Zinssatz wirken sich auch diverse andere Faktoren auf den Unternehmenswert aus. Erfahren Sie in unserem Beitrag über die Faktoren, die einen Einfluss auf die Unternehmensbewertung haben.
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Elisabeth Schibler
M&A Manager
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